
Wie Du Deine Website barrierefrei machst – und Deine Marke stärkst
Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz müssen Unternehmen bald viele ihrer Online-Angebote zugänglicher für Menschen mit Einschränkungen gestalten. Wir zeigen Dir, wie Barrierefreiheit Deine Marke stärkt und Du mit nur wenigen Maßnahmen die Zugänglichkeit Deiner Website erhöhst.
Am 28. Juni 2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft. Bis zu diesem Datum müssen zahlreiche Herstellerinnen, Importeurinnen, Händler*innen und Anbieter von Dienstleistungen ihre Angebote barrierefrei gestalten, insbesondere ihre Websites, Online-Shops und andere digitale Services. Das ist bisher nicht selbstverständlich: Einigen Erhebungen zufolge finden sich auf über 95 Prozent aller Websites weiterhin wenigstens ein „Fehler“, der ihre Barrierefreiheit einschränkt. Das ist für einzelne Websites erst einmal kein großes Problem. In der Breite bedeutet es aber, dass Menschen, die mit speziellen Einschränkungen leben und auf barrierefreie Websites angewiesen sind, in ihrem Alltag fast nie ein störungsfreies Online-Erlebnis erfahren.
Barrierefreiheit ist für Unternehmen also eine Chance – auch für Deines. Denn gestaltest Du Deine digitalen Angebote für Menschen mit Einschränkungen zugänglicher, gewinnst Du sie so auch als potenzielle Kund*innen und Mitarbeitende. Barrierefreiheit stärkt also ganz allgemein Deine Marke und speziell Deine Employer Brand.
In diesem Beitrag erklären wir Dir:
Was Barrierefreiheit ist.
Wann Dein Unternehmen unter das BFSG fällt.
Wie Du mithilfe barrierefreier Inhalte Deine Marke stärkst.
Wie Du mit wenigen Maßnahmen Deine Online-Angebote barrierefrei gestaltest.
Barrierefreiheit macht die Welt für Menschen mit Einschränkungen zugänglich
Barrierefreiheit zielt darauf ab, möglichst viele Lebensbereiche so zu gestalten, dass alle Menschen sie selbstbestimmt, unabhängig und ohne fremde Hilfe nutzen können – unabhängig von Behinderungen, Alter oder anderen Einschränkungen. Ob im öffentlichen Raum, in der Bildung oder in unserer Kommunikation: Barrierefreiheit sorgt dafür, dass niemand ausgeschlossen wird.
Im digitalen Kontext bedeutet Barrierefreiheit, dass Websites und andere digitale Angebote so gestaltet werden, dass sie für alle Menschen zugänglich und nutzbar sind – auch für Personen mit körperlichen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen. Das betrifft zum Beispiel:
Blinde oder sehbehinderte Menschen, die Screenreader nutzen.
Personen mit motorischen Einschränkungen, die Maus oder Touchscreen nicht bedienen können.
Menschen mit Hörbeeinträchtigungen, die Untertitel für Videos benötigen.
Nutzer*innen mit Lernschwierigkeiten, die von klarer Sprache und einfacher Navigation profitieren.
Für wen das BFSG gilt – und für wen nicht
Das BFSG richtet sich an alle privaten Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen anbieten. Dazu gehören Herstellerinnen, Importeurinnen, Händlerinnen sowie Dienstleisterinnen. Eine Ausnahme gilt nur für sehr kleine Dienstleistungsunternehmen: Wer über weniger als zehn Beschäftigte verfügt oder einen Jahresumsatz von unter zwei Millionen Euro erzielt, ist grundsätzlich nicht verpflichtet, die Vorgaben des BFSG umzusetzen. Dabei zählt jede Vollzeitkraft als eine ganze Person, Teilzeitkräfte anteilig, während ehrenamtlich Tätige nicht mitgerechnet werden.
Wie Barrierefreiheit Deine Marke stärkt
Selbst, wenn Dein Unternehmen nicht unter das BFSG fällt, kann es sich lohnen, Online-Angebote wie Deine Unternehmens-Website barrierefrei zu gestalten. Hier sind die wichtigsten Argumente, wieso sich Barrierefreiheit wirklich für jedes Unternehmen lohnt:
Argument #1: Barrierefreiheit vergrößert Dein Publikum
Kommunizierst Du auf eine Art, die deine Inhalte für alle Personen unabhängig ihrer möglichen Einschränkungen zugänglich macht, erreichst Du ganz automatisch mehr Menschen und erweiterst so den Kreis Deines Publikums.
Argument #2: Barrierefreiheit nützt allen
Auch wenn barrierefreie Angebote primär auf Menschen mit speziellen Einschränkungen ausgerichtet sind: Viele Anpassungen kommen Deinem gesamten Publikum zugute. Klare, beschreibende Überschriften, ein verständlicher Seitenaufbau und Untertitel in Videos machen Deine Website und ihre Inhalte für alle besser verständlich. Du verbesserst Dein Angebot also für alle Nutzer*innen und nicht nur für eine kleine Zielgruppe.
Argument #3: Barrierefreiheit stärkt Deine Reputation
Deine Online-Angebote barrierefrei zu gestalten, kostet Zeit und Geld. Also ja: Barrierefreiheit hat ihren Preis. Aber sie hat auch einen Wert. Die Inklusion von Menschen mit speziellen Einschränkungen macht unsere Gesellschaft bunter, empathischer und lebenswerter für uns alle. Gestaltest Du etwa Deine Unternehmens-Website barrierefrei, trägst Du aktiv zu einer besseren Gesellschaft bei. Das wirkt sich (wie auch andere D&I-Initiativen) unmittelbar positiv auf Deine Reputation aus – also darauf, wie potenzielle Kundinnen, Geschäftspartnerinnen und Mitarbeitende Dich sehen.
16 Tipps zu mehr Barrierefreiheit
Wenn Du deine Online-Angebote barrierefrei gestalten möchtest, empfehlen wir Dir, dich in jedem Fall mit einem geeigneten Dienstleister in Verbindung zu setzen, der Dich berät und bei der Umsetzung unterstützt.
Über unser Kontaktformular kannst Du z. B. ganz einfach einen ersten Beratungstermin mit unseren Expert*innen rund um das Thema Barrierefreiheit vereinbaren.
Bis dahin helfen Dir die folgenden Tipps, Deine Website zumindest etwas barrierefreier und zugänglicher für alle zu machen:
Tipp #1: Sinnvolle Seitentitel verwenden
Jede Unterseite sollte einen klaren, beschreibenden Titel tragen – zum Beispiel „Teamvorstellung“ für die Über-uns-Seite oder „Support“ für den Hilfebereich. So wissen Deine Nutzer*innen mit Screenreader sofort, wo sie sich befinden. In Content-Management-Systemen wie Joomla oder Typo3 wird der Titel meist automatisch übernommen. Arbeitest Du selbst in HTML, musst Du den Titel manuell über das <title>-Tag setzen.
Tipp #2: Aussagekräftige Linktexte einsetzen
Vermeide Linktexte wie „Mehr Info“ oder „Klicken Sie hier“. Besser sind präzise Beschreibungen wie „Details zum Förderprogramm für kleine Unternehmen“. Auch in URLs sollten beschreibende Begriffen stehen – statt „https://meine-seite.de/angebot“ lieber: „Zum Angebot auf unserer Webseite“.
Tipp #3: Klare Hierarchien bei Überschriften einhalten
Strukturiere Deine Inhalte wie ein gut gegliedertes Sachbuch: Eine H1 ist der Haupttitel (z. B. „Barrierefreie Inhalte gestalten“), H2s sind Kapitelüberschriften („Gestaltungstipps“) und H3s markieren Unterthemen („So formulierst du gute Linktexte“). Nutze die Ebenen in logischer Reihenfolge – H2 folgt auf H1, H3 auf H2 usw. – und lasse keine Ebenen aus.
Tipp #4: Fremdsprachige Wörter kennzeichnen
Wenn Du Wörter wie „Newsletter“ oder „Call-to-Action“ im Text nutzt, kennzeichne diese mit einem lang-Attribut, z. B. lang="en". So können Screenreader die Begriffe korrekt aussprechen. In Editoren wie dem WordPress-Block-Editor kannst Du den HTML-Code direkt anpassen.
Tipp #5: Tabellen nur bei Barrierefreiheit verwenden
Tabellen sind oft schwer lesbar für Screenreader. Nur wenn sie mit richtiger Semantik versehen sind – z. B. scope="col" für Spaltenüberschriften – sind sie zugänglich. Falls Du Dir bei der Umsetzung unsicher bist, verzichte lieber auf Tabellen und nutze Aufzählungen oder beschreibenden Fließtext.
Tipp #6: Bilder mit Alternativtexten ausstatten
Bilder benötigen beschreibende Alt-Texte, damit Menschen mit Sehbeeinträchtigung den Bildinhalt nachvollziehen können. Ein Bild von einem Formularfeld könnte z. B. den Alt-Text „Symbol für Eingabemaske“ tragen. Grafiken, die nur dekorativ sind, erhalten ein leeres alt="". Komplexere Inhalte wie Infografiken solltest Du möglicherweise mit ergänzenden Erklärungen im Text versehen.
Tipp #7: Kontrastverhältnis anpassen
Das Kontrastverhältnis bezeichnet den Helligkeits-Unterschied zwischen Texten oder Grafiken und dem Hintergrund, auf dem sie angezeigt werden. Um die Lesbarkeit für Menschen mit Sehbehinderungen zu optimieren, solltest Du ein Kontrastverhältnis von 4,5:1 anstreben. Der Text sollte also 4,5-mal heller sein als sein Hintergrund.
Tipp #8: Funktionale Icons erklären
Icons, die eine Funktion erfüllen (z. B. ein Symbol zum Teilen), solltest Du mit einem Alternativtext versehen, der die Aktion beschreibt, z. B. „Beitrag auf Facebook teilen“. Ohne Kontext bleibt die Funktion sonst unklar – vor allem für Screenreader-Nutzende oder Sprachsteuerungssysteme.
Tipp #9: Begriffe einheitlich nutzen
Verwende konsistente Benennungen. Wenn Du ein Formularfeld einmal „E-Mail-Adresse“ nennst, sollte es nicht an anderer Stelle „Mail“ oder „Kontaktadresse“ heißen. Einheitlichkeit erleichtert die Orientierung auf der Seite und sorgt für weniger kognitive Reibung.
Tipp #10: Untertitel und Stoppoptionen für Videos einbauen
Ob Tutorials, Imagevideos oder Produktpräsentationen – alle Deine Videos sollten Untertitel enthalten. Sie helfen nicht nur hörgeschädigten Menschen, sondern sind auch bei lauter Umgebung oder stillem Konsum sinnvoll. Achte außerdem darauf, dass all Deine Videos, Slider und sonstigen Animationen über eine Stoppfunktion verfügen – zumindest, wenn sie länger als 5 Sekunden andauern. Auch das erleichtert Nutzer*innen von Screenreadern, deine Website zu nutzen.
Tipp #11: Audiodeskriptionen ergänzen
Enthält ein Video visuelle Informationen, die nicht gesprochen werden, braucht es eine Audiodeskription. Sie beschreibt z. B. „Ein roter Ball rollt unter den Tisch“ oder „Eine Frau zeigt auf ein Diagramm“.
Tipp #12: Textversionen von Videos bereitstellen
Als Alternative zur Audiodeskription kannst Du auch eine Volltext-Version des Videos anbieten. Beschreibe dazu in einem separaten Text, was im Video passiert – inklusive gesprochener Inhalte, visueller Highlights und eingeblendeter Texte.
Tipp #13: Nicht nur visuelle Hinweise geben
Vermeide Hinweise wie „Klick unten rechts auf den grünen Button“. Nutze stattdessen klare Formulierungen wie: „Klicke auf den Button mit der Beschriftung ‚Anmeldung starten‘.“ So finden sich auch blinde Menschen mit Sprach- oder Screenreader-Unterstützung zurecht.
Tipp #14: Barrierefreiheitserklärung bereitstellen
Dokumentiere in einer Barrierefreiheitserklärung, welche Maßnahmen du zur digitalen Inklusion umgesetzt hast. Sie zeigt Dein Engagement und gibt Betroffenen eine Kontaktmöglichkeit bei Problemen. Pflicht ist sie nur für Behörden, aber empfohlen wird sie für alle.
Tipp #15: Checklisten und Accessibility-Tools nutzen
Vor, während und nach der Überarbeitung Deiner Website kannst Du auf verschiedene Checklisten und Accessibility-Tools zugreifen. Diese helfen Dir, die Barrierefreiheit Deiner Website systematisch zu prüfen und Dir ein klares Bild davon zu machen, wo Du stehst und welche Arbeit Du noch vor Dir hast.
Tipp #16: Compliance regelmäßig prüfen
Prüfe regelmäßig, ob entscheidende Standards für Barrierefreiheit, wie die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), überarbeitet wurde. So bleibst Du immer informiert und kannst Deine Website zügig an aktuelle Best Practices anpassen.
Das BFSG macht vor allem Online-Inhalte für Menschen mit speziellen Einschränkungen zugänglicher. Doch selbst, wenn Dein Unternehmen nicht unter das Gesetz fällt, lohnt es sich für Dich, Deine Website barrierefrei zu gestalten. So erleichterst Du all Deinen Zielgruppen, mit Deinem Content zu interagieren, erweiterst Dein Publikum und stärkst die Reputation Deiner Marke. All Deine Online-Angebote wasserdicht auf Barrierefreiheit umzugestalten kann aufwendig sein - mit unseren Tipps kannst Du bereits die ersten wichtige Schritte tätigen.
Wenn Du Hilfe benötigst, sind wir für Dich da, um Dich bei der Umsetzung der Barrierefreiheit bei Deiner Website zu unterstützen.
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